Zwei Tote bei Messer-Attacke in Zug: Reisende bewarfen Messer-Mann mit Koffern

Dramatische Szenen im Zug ++ Um 14.55 Uhr ging der erste Notruf ein ++ Der staatenlose Palästinenser fiel bereits durch Gewalt und Sexualdelikte auf

Quelle: News 5, dpa/TNN
Von: Jan-Henrik Dobers, Thomas Knoop, KArl Keim, Axel Lier, Thomas Röthemeier, Frank Schneider, Simon Czura, Matthias Hoffmann und LEna Stoffelen

Um 14.55 Uhr ging der erste Notruf ein.

Bei einer Messer-Attacke im RE 70 von Kiel nach Hamburg sind am Mittwoch im kleinen Ort Brokstedt (Schleswig-Holstein) sieben Menschen verletzt und zwei getötet worden. Eine Person schwebt noch in Lebensgefahr.

Der Täter hatte mit seinem Angriff begonnen, als der Zug noch im Bahnhof stand. Augenzeugen zufolge brach Panik aus. Zum Zeitpunkt der Tat waren rund 120 Fahrgäste im Regio.

Eine Polizeisprecherin am Mittwochabend: „Das muss ein sehr großes Chaos gewesen sein.“ Laut Polizei wird in alle Richtungen ermittelt, rund 70 Zeugen werden befragt und betreut.

Die Spurensicherung am Tatort: In diesem RE70 geschah die Blut-Tat

Die Spurensicherung am Tatort: In diesem RE 70 geschah die Blut-Tat

Foto: Jonas Walzberg/dpa

▶︎ Zeugen gelang es unmittelbar nach der Tat, den Tatverdächtigen bis zum Eintreffen der Polizei am Bahnhof in Brokstedt festzuhalten. Im Zug hatten Reisende den Mann mit Koffern beworfen.

Nach BILD-Informationen fiel der 33-jährige mutmaßliche Täter Ibrahim A. bereits durch Gewalt- und Sexualdelikte auf. Er saß vor sechs Tagen noch in Haft.

Die Nummern am Bahngleis markieren Beweismaterial, das von der Spurensicherung gesichert wurde

Die Nummern am Bahngleis markieren Beweismaterial, das von der Spurensicherung markiert wurde

Foto: Thomas Knoop

Nach ersten Informationen galt der 33-Jährige als Syrer. Eine Sprecherin des Innenministeriums spricht inzwischen von einem staatenlosen Palästinenser.

▶︎ Auf dem Fiktionsschein, einer vorläufigen Aufenthaltsgenehmigung, den der mutmaßliche Täter bei sich hatte, konnte das Alter nicht direkt gelesen werden. Grund: Der Schein war blutverschmiert.

Die Bundespolizei konnte wohl einen Täter festnehmen

Die Bundespolizei konnte den mutmaßlichen Täter festnehmen

Foto: Danfoto

Verdächtiger im Krankenhaus

Neun Rettungswagen, drei Notärzte und ein Rettungshubschrauber aus Hamburg waren im Einsatz. Der Bahnhof wurde weiträumig abgesperrt. Bei der Festnahme hatte der mutmaßliche Täter Verletzungen an den Händen. Laut Polizei hatte er sich diese selbst zugefügt.

Der Verdächtige ist im Krankenhaus in Neumünster, wird von der Polizei bewacht.

▶︎ Eine Polizeisprecherin zu BILD: „Im Zug hat ein Mann mit einer Stichwaffe auf andere Reisende eingestochen. Der Einsatzraum erstreckt sich neben dem Zug auch auf den Bahnsteig.“

Zwei Polizisten stehen vor dem RE

Zwei Polizisten stehen vor dem betroffenen Regional-Zug

Foto: Thomas Röthemeier

Die Polizistin weiter: „Gegen 14.55 Uhr sind etliche Notrufe von Fahrgästen eingegangen. Von den Verletzten und Toten stehen noch keine Identitäten fest. Der mutmaßliche Täter ist auch verletzt und auf dem Weg in das Krankenhaus nach Neumünster, danach wird er befragt.“

„Überall waren Blutspuren zu sehen“

Ein Augenzeuge gegenüber „Westküstennews“: „Ich saß als Fahrgast der 1. Klasse im Zug. Plötzlich rannten zwei weitere Passagiere mit großer Wucht heraus. Ich nahm meine Sachen und rannte hinterher. Ich bin dann durch den ganzen Zug gelaufen, es waren rund vier bis sechs Wagen und überall waren Blutspuren zu sehen. Ich habe insgesamt fünf Verletzte gesehen, die in Krankenwagen abtransportiert wurden.“

Rettungskräfte versorgen eine verletzte Person

Rettungskräfte versorgen eine verletzte Person

Foto: Jonas Walzberg/dpa

Die Innenministerin von Schleswig-Holstein, Sabine Sütterlin-Waack (CDU), bestätigte den schlimmen Vorfall – sie hatte die Nachricht im Landtag erfahren und sich anschließend mit Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) beraten.

Sütterlin-Waack: „Für mich steht fest, dass sich die entsetzliche Tat gegen jede Menschlichkeit richtet.“ Sie sei „in Gedanken bei den Familien und Angehörigen der Opfer“, erklärte die Ministerin. Den Verletzten wünsche sie eine schnelle Genesung. Sie war später am Tatort.

„Ich habe mit tiefer Trauer und Bestürzung diese Nachricht heute Nachmittag auch selbst aufgenommen“, sagte Ministerpräsident Daniel Günther. Er sei in Gedanken und Gebeten bei den Menschen, bei den Angehörigen.

Günther dankte den Einsatzkräften für deren Arbeit und auch denen, die sich um die Passagiere und Zeugen im Zug sowie um die Verletzten gekümmert hätten.

Einsatzkräfte am Tatort

Einsatzkräfte in der Nähe des Tatorts

Foto: Danfoto
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Wegen des ausgelösten Großeinsatzes im Bahnhof kam es zu zahlreichen Zugausfällen: Die Strecke zwischen Brokstedt und Wrist war zwischenzeitlich gesperrt und ist seit 21 Uhr wieder befahrbar. Betroffen waren die Linien RE 7 und RE 70 sowie der Fernverkehr.

Die Landesregierung hat inzwischen ein Hilfetelefon für Betroffene eingerichtet. Dieses ist unter der Rufnummer +49 800 0007554 zu erreichen.

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