Badewanne für Schiffe

Nach 14 Jahren Bauzeit: Das neue Schiffshebewerk Niederfinow geht in Betrieb

Der Neubau in Niederfinow (Kreis Barnim) galt als Herausforderung für Ingenieure.

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Das alte (l.) und das neue (r.) Schiffshebewerk Niederfinow. Die Dimensionen des neuen Schiffshebewerks sind gewaltig (Luftaufnahme mit Drohne). Der Trog, in dem die Schiffe im Fahrstuhl die rund 36 Meter hinauf- oder hinabfahren können, wiegt 9800 Tonnen. 
Das alte (l.) und das neue (r.) Schiffshebewerk Niederfinow. Die Dimensionen des neuen Schiffshebewerks sind gewaltig (Luftaufnahme mit Drohne). Der Trog, in dem die Schiffe im Fahrstuhl die rund 36 Meter hinauf- oder hinabfahren können, wiegt 9800 Tonnen. dpa/Patrick Pleul

Es ist um die 500 Millionen Euro teuer und hat gewaltige Ausmaße: Das neue Schiffshebewerk in Niederfinow geht nach etwa 14 Jahren Bauzeit in Betrieb. „Es ist ein Solitär, eine Anlage, die es so noch nicht gibt“, sagte Bauherr Rolf Dietrich, Leiter des Wasserstraßen-Neubauamtes Berlin, kurz vor der offiziellen Einweihung am 4. Oktober.

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So ein Bauwerk wird nur alle 100 Jahre errichtet

Solch ein Bauwerk werde auch nur einmal alle 100 Jahre errichtet. In Deutschland gibt es etwa auch auf dem Elbe-Seitenkanal ein Schiffshebewerk. Die Anlage in Niederfinow – 55 Meter hoch, 46 Meter breit und 133 Meter lang – stellt auch ihren rund 90 Jahre alten Nachbarn in den Schatten. Das alte Hebewerk daneben arbeitet vorerst zwar noch weiter, doch hier muss alles noch per Hand und Knopfdruck erledigt werden.

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Die moderne Anlage aus Beton und Stahl sei dagegen mit neuer, digitaler Technik versehen, erklärte Dietrich. Dort könnten auch längere Schiffe als bisher passieren. Zudem werde Stahl irgendwann auch spröde. Normal sei eine Nutzungsdauer für Schiffshebewerke von 80 bis 100 Jahren. Aus dem Bundesverkehrsministerium hieß es, das neue Schiffshebewerk sei für die Aufrechterhaltung der Wasserstraßenverbindung zwischen Berlin und dem Seehafen Stettin in Polen notwendig.

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Badewanne und Fahrstuhl für kleine und große Schiffe

Die Schiffe überwinden in dem riesigen Trog des Hebewerks – also wie in einer Art Badewanne – einen Höhenunterschied von 36 Metern. Dieser Trog wiegt mit Wasser um die 10.000 Tonnen. Aber nicht nur Güterschiffe, sondern auch Fahrgastschiffe, Motorboote und Kanus können den Wasser-Fahrstuhl nutzen, sagte Dietrich.

Farbenprächtig leuchtet der Himmel zum Sonnenuntergang hinter dem neuen Schiffshebewerk Niederfinow. Für den allgemeinen Schiffsverkehr steht die neue Anlage ab 5. Oktober zur Verfügung. 
Farbenprächtig leuchtet der Himmel zum Sonnenuntergang hinter dem neuen Schiffshebewerk Niederfinow. Für den allgemeinen Schiffsverkehr steht die neue Anlage ab 5. Oktober zur Verfügung. dpa/Patrick Pleul

Der Neubau in Niederfinow (Kreis Barnim) hat eine lange Geschichte und gilt als Herausforderung für Ingenieure. Im Jahr 2008 wurde nach Darstellung der zuständigen Behörde der Bauauftrag vergeben. Zudem sollte das Schiffshebewerk ursprünglich 2014 in Betrieb gehen. 

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Aber es gab Verzögerungen, und es wurde auch erheblich teurer. Im aktuellen Bundeshaushalt seien für den Bau 520 Millionen Euro veranschlagt, sagte ein Sprecher des Bundesverkehrsministeriums am Mittwoch. 2018 war von 300 Millionen Euro die Rede.

Niederfinow in Brandenburg. Historische Ansicht auf das von 1926 bis 1934 erbaute Schiffshebewerk. Es ist heute noch in Betrieb.&nbsp;
Niederfinow in Brandenburg. Historische Ansicht auf das von 1926 bis 1934 erbaute Schiffshebewerk. Es ist heute noch in Betrieb. imago/Arkivi

Am 4. Oktober will Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) das Schiffshebewerk einweihen. Die alte Anlage von 1934 gilt als eine Touristen-Attraktion und machte die kleine Gemeinde Niederfinow überregional bekannt. Auch im neuen Hebewerk wird es ein Informationszentrum und Führungen für Besucher geben.