Kriens
Eine der ersten Geimpften an Covid gestorben – «mit Booster-Impfung würde sie noch leben»

Vor rund zehn Monaten wurde die erste Krienserin gegen Corona geimpft. Kürzlich starb sie an Covid. Ihr Sohn sagt: «Hätte meine Mutter eine Booster-Impfung bekommen, wäre sie jetzt noch am Leben.» Experten fordern jetzt, dass schnell Nachimpfungen zur Verfügung stehen.

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Alice Schmidli-Amrein (links) war die erste Krienserin, die gegen Corona geimpft wurde. Das war am 29. Dezember 2020 im Heim Zunacher in Kriens. Am Montag, 11. Oktober 2021 starb Alice Schmidli-Amrein an Corona.

Alice Schmidli-Amrein (links) war die erste Krienserin, die gegen Corona geimpft wurde. Das war am 29. Dezember 2020 im Heim Zunacher in Kriens. Am Montag, 11. Oktober 2021 starb Alice Schmidli-Amrein an Corona.

Bild: Screenhsot: Tele 1 (Kriens)

Eine Pflegerin impfte Ende 2020 in einem Krienser Betagtenheim eine 90-jährige Frau gegen Corona. Alice Schmidli-Amrein war die allererste Krienserin, die die Impfung erhielt.

Jetzt ist Alice Schmidli-Amrein tot. Sie ist laut ihrem Sohn Jack Schmidli am Montag an Corona verstorben, wie die Sonntagszeitung berichtete. Vor einer Woche konnte Jack Schmidli seine Mutter ein letztes Mal besuchen. Er sagte gegenüber der Zeitung:

«Ich erkannte sie fast nicht wieder. Sie rang nach Luft. Es war der reinste Horror.»

Und weiter:

«Hätte meine Mutter eine Booster-Impfung bekommen, wäre sie jetzt noch am Leben.»

Er könne deshalb nicht verstehen, wieso bisher keine solchen Nach-Impfungen zur Verfügung stehen; er mache den Behörden deswegen einen Vorwurf, heisst es im Artikel weiter. Viele Menschen seien darauf angewiesen, und die Datenlage betreffend Booster-Impfungen aus anderen Ländern sei klar.

Erste geimpfte Krienserin stirbt an Corona.

Tele 1

Alice Schmidli-Amrein war nicht die einzige Person, die im Krienser Altersheim Zunacher an Corona erkrankte. Verwaltungsratspräsident Marco Borsotti wird zitiert, dass seit 1. September 14 Personen positiv getestet wurden, drei von ihnen verstarben. Und alle waren zweifach geimpft. Borsotti sagt deshalb:

«Wenn wir könnten, würden wir sofort mit der Auffrischung der Impfung beginnen.»

Doch fehlt eine Zulassung von Swissmedic und eine Empfehlung der Eidgenössischen Kommission für Impffragen. Laut dem Artikel würden Zahlen des BAG zeigen, dass sich Impfdurchbrüche seit 1. September häuften, besonders bei Personen, die mit Pfizer/Biontech geimpft wurden. Seit 1. Dezember starben 40 Personen, die doppelt mit Pfizer/Biontech geimpft worden waren und nur 12 mit Moderna Geimpfte. Zahlen aus Israel und den USA würden zeigen, dass bei Pfizer/Biontech der Impfschutz mit der Zeit abnehme. Dritte Impfungen gibt es bereits in Ländern wie USA, Israel, Frankreich und zuletzt auch Deutschland. Dort empfehlen die Behörden, dass sich Personen ab 70 Jahren eine Booster-Impfung verabreichen lassen und zwar sechs Monate nach ihrer Grundimmunisierung.

In der Schweiz hingegen gibt es noch nichts. Ein BAG-Sprecherin wird zitiert, ob und für wen eine Auffrischimpfung allenfalls notwendig wäre, stehe derzeit noch nicht fest. Und bei Swissmedic heisse es, einiges deute darauf hin, dass der Impfschutz vor schweren Verläufen für mindestens 12 Monate anhalte. «Ob dies für alle Personen- und Altersgruppen gilt, wird weltweit mit Hochdruck untersucht», so Swissmedic.

Experten wie Dominique de Quervain, ehemaliges Mitglied der Science-Taskforce, kritisieren nun wie Jack Schmid die Behörden ebenfalls. De Quervain twitterte kürzlich:

Die wissenschaftliche Evidenz für den Nutzen der Booster-Impfungen könne von den Schweizer Impfbehörde kaum mehr länger ignoriert werden, ohne dass ihre Glaubwürdigkeit nicht Schaden nehmen werden, schrieb er in einem anderen Tweet.

Auch Infektiologe Huldrych Günthard von Unispital Zürich sagt:

«Ich verstehe wirklich nicht, worauf wir noch warten. Die Daten sind eindeutig, vor allem bei älteren Leuten, die zuerst geimpft wurden.»

Jack Schmidli hat sein Unverständnis über den Tod seiner Mutter mittlerweile in Worte gefasst. In dem an den Luzerner Gesundheitsdirektor Guido Graf gerichteten geharnischten Schreiben spart Schmidli nicht mit Kritik.

Hinweis der Redaktion: In einer früheren Version dieses Artikels haben wir ein falsches Bild verwendet. Für diesen Fehler bitten wir um Entschuldigung.