Tobias Rathjen (43) ermordete zehn Menschen aus rechtsradikalen Motiven: Terrorist nutzte extra Waffen mit schneller Schussfolge

Er veröffentlichte ein wirres Manifest ++ Neun der zehn Opfer haben einen Migrationshintergrund

Quelle: BILD

Die Terror-Nacht von Hanau (Hessen): Gegen 22 Uhr am Mittwoch fielen in der Shisha-Bar „Midnight“ am Heumarkt die ersten Schüsse. Tote, Verletzte! Dann floh der Killer in einem schwarzen Wagen zum nächsten Tatort: In der „Arena Bar & Café“ tötete er weitere Menschen.

Es ist ein blutiger, rechtsradikaler Anschlag! Der Schütze: Tobias Rathjen (43). Seine Leiche wurde Stunden später in seiner Wohnung im Stadtteil Kesselstadt entdeckt. Der Deutsche hatte sich selbst und seine Mutter (72) getötet. Neben Rathjen lag eine Waffe, mit der er mutmaßlich auch die anderen Opfer erschossen hat.

Die neun Menschen, die Rathjen auf seiner Terror-Tour ermordete, hatten einen Migrationshintergrund. Bei einem der Todesopfer soll es sich um eine zweifache Mutter (35) handeln.

► Rathjen war Sportschütze, kannte sich mit Waffen aus. Offenbar nutzte er absichtlich Pistolen mit einer schnellen Schussfolge, um in kurzer Zeit möglichst viele Menschen töten zu können! Mindestens drei Waffen soll er besessen haben – darunter Pistolen, die auch die Polizei nutzt. Nach BILD-Informationen feuerte der Terrorist u.a. aus einer Walther PPQ sowie aus einer SIG Sauer P226. Letztere hat zum Beispiel auch das SEK in Nordrhein-Westfalen im Einsatz. Rathjen hatte seit Sommer 2013 eine Waffenbesitzkarte, war Mitglied in einem Schützenverein. Die Verwaltung des Main-Kinzig-Kreises in Gelnhausen hatte zuletzt vor einem Jahr seine charakterliche Eignung zum Führen von Waffen überprüft.

Tobias R. veröffentlichte ein krudes Bekenner-Schreiben im Internet, gespickt mit rechtsradikalen Ansichten

Tobias Rathjen veröffentlichte ein krudes Schreiben im Internet, gespickt mit rechtsradikalen Ansichten

Foto: privat

Nach BILD-Informationen hinterließ der Rechtsterrorist mehrere wirre Online-Videos und ein groteskes Manifest.

In dem 24-seitigen Schreiben sprach Rathjen unter anderem davon, dass bestimmte Völker vernichtet werden müssten, deren Ausweisung aus Deutschland nicht mehr zu schaffen sei. Er verbreitete Verschwörungstheorien. Rathjen fühlte sich seiner eigenen Aussage nach verfolgt und beobachtet.

Nach Ende des SEK-Einsatzes an der Wohnung des Terroristen wurde auch sein Fluchtauto beschlagnahmt, das jetzt weiter untersucht werden soll. Die Beamten befürchteten, dass Rathjen darin noch Sprengstoff platziert haben könnte.

Karte/Map: Schießerei in Hanau – Rechtsextremer Anschlag auf Shisha-Bars – Infografik

Live-Ticker

  • So berichtete BILD LIVE in der Nacht

    In einer Sondersendung fassen die BILD-Reporter zusammen, was bisher über die Bluttat von Hanau bekannt ist.

    BILD Live aus der NachtBluttat in Hanau: 8 Tote, 5 Verletzte

    Quelle: BILD
  • Mahnwachen in NRW gedenken Hanauer Opfer

    In mehreren Städten Nordrhein-Westfalens ist am Freitagabend der Opfer des Anschlags in Hanau gedacht worden. Bis zu 500 Menschen demonstrierten in Düsseldorf gegen rechtsextremen Terror. „In unsere Trauer mischt sich auch Wut, weil die politisch Verantwortlichen lange Zeit den Rechtsextremismus verharmlost und bagatellisiert haben“, sagte Oliver Ongaro vom antifaschistischen Bündnis „Düsseldorf stellt sich quer“, das kurzfristig zu der Demonstration aufgerufen hatte. Die Demonstration startete zentral in der Nähe des Hauptbahnhofes und zog dann in den Düsseldorfer Stadtteil Oberbilk, weil dort nach Angaben der Veranstalter viele Menschen mit Migrationshintergrund leben. „Wir wollen allen Menschen mit Migrationshintergrund in diesem Land zeigen, dass sie nicht alleine sind“, unterstrich Ongaro, der auch Sprecher des Bündnisses ist. Auf kleinen Plakaten hieß es unter anderem „Demokratie verteidigen“, „Stoppt endlich den braunen Terror“ oder „Keine Toleranz für Nazis“. Weitere Mahnveranstaltungen fanden unter anderem in Dortmund, Köln und Bielefeld statt. Die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) hatte ihre Termine bei Karnevalsveranstaltungen abgesagt, um an der Demo von „Köln gegen Rechts“ auf dem Roncalliplatz teilzunehmen.

  • Papst äußert Solidarität mit Opfern von Hanau

    Papst Franziskus hat mit Bestürzung auf den Terroranschlag von Hanau reagiert. Die „schreckliche Gewalttat“ habe unschuldige Menschen in den Tod gerissen, heißt es nach Vatikanangaben vom Freitag in einem Beleidstelegramm an den Fuldaer Bischof Michael Gerber. Das Kirchenoberhaupt nehme Anteil an der Trauer der Hinterbliebenen und bekunde ihnen „seine Nähe in ihrem Schmerz“, schrieb Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin im Namen des Papstes. Er äußerte zugleich die Hoffnung des Kirchenoberhauptes auf Trost für alle Trauernden von Hanau.

    Teaser-Bild

    Foto: Luca Zennaro Pool / dpa
  • Eltern von Opfern erhalten 30 000 Euro Hilfe

    Der Opferbeauftragte der Bundesregierung, Edgar Franke (SPD), hat den Angehörigen der Opfer von Hanau schnelle finanzielle Hilfe zugesichert. Aus dem Fonds für Härteleistungen könnten innerhalb von zwei Wochen Soforthilfen ausgezahlt werden, sagte Franke den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland (Samstagsausgaben). Für Ehepartner, Kinder und Eltern von Getöteten seien das 30 000 Euro, für Geschwister 15 000 Euro. „Das kann das schreckliche Leid des Verlusts der eigenen Eltern oder Kinder nicht lindern. Aber zumindest ist es eine Hilfe für die nötigsten Dinge, die in diesem Moment wichtig sind“, fügte Franke hinzu. Darüber hinaus gebe es Leistungen nach dem neuen Sozialgesetzbuch 14, etwa die Zahlung von Hinterbliebenenrenten und die Übernahme von Beerdigungskosten. Die Familien benötigten Unterstützung.

  • BILD exklusiv: Seehofer fordert Psycho-Test für Waffenbesitzer

    Tief erschüttert zeigte sich Bundesinnenminister Horst Seehofer (70, CSU) nach dem Terror-Anschlag von Hanau. Und er will auch politisch Konsequenzen ziehen! Seehofer fordert im BILD-Interview jetzt konkret „Psycho-Tests für Waffenbesitzer“! „Wenn jemand einen Waffenschein hat, muss er regelmäßig überprüft werden“, sagt der Innenminister zu BILD. Darüber sei er mit Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD) einig. Aber schon vorher, also vor Erwerb des Waffenscheins müsste ein medizinisches Gutachten her.

    Mehr zum Interview lesen Sie hier.

    Innenminister Horst Seehofer im BILD-Interview

    Innenminister Horst Seehofer im BILD-Interview

    Foto: Niels Starnick
  • Spioniert der Terrorist hier ein Anschlagsziel aus?

    Diesen Schluss legen Bilder einer Überwachungskamera nahe, die jetzt aufgetaucht sind.

    Den ganzen Artikel lesen Sie hier.

    Terrorist Tobias Rathjen wurde von einer Überwachungskamera aufgenommen

    Terrorist Tobias Rathjen wurde von einer Überwachungskamera aufgenommen

    Foto: Anadolu Agency/Getty Images
  • Brand nahe einer Shisha-Bar in Döbeln

    Nach dem Brand nahe einer Shisha-Bar und eines Döner-Imbisses in Döbeln (Mittelsachsen) hat das Landeskriminalamt die Ermittlungen übernommen. Aufgrund der räumlichen Nähe könne ein politischer Hintergrund nicht ausgeschlossen werden, sagte ein LKA-Sprecher.

    Am frühen Freitagmorgen waren ein Brand im Schuppenanbau eines Mehrfamilienhauses sowie im Keller eines benachbarten Hauses ausgebrochen. Feuerwehrleute löschten die Flammen. Verletzt wurde niemand. Die Hintergründe zu den Bränden waren zunächst unklar. Brandursachenermittler untersuchen derzeit die Brandorte. Brandstiftung könne nicht ausgeschlossen werden, hieß es.

    Die Polizei in Döbeln ermittelt zu dem Vorfall

    Die Polizei in Döbeln ermittelt zu dem Vorfall

    Foto: Harry Haertel
  • Hanauer Oberbürgermeister: „Ermordete waren keine Fremden“

    Aus Sicht des Hanauer Oberbürgermeisters Claus Kaminsky (SPD) sollten die rassistisch motivierten Morde von Hanau nicht als fremdenfeindlich bezeichnet werden. „Diejenigen, die hier in Hanau ermordet wurden, waren keine Fremden“, sagte Kaminsky am Freitag in Hanau. In der Stadt hätten viele Mitbürgerinnen und Mitbürger einen sogenannten Migrationshintergrund. „Das sind alle keine Fremden“, betonte er in seiner emotionalen Erklärung: „Mitbürgerinnen und Mitbürger sind zu Tode gekommen.“ „Neben dem psychopatischen Anteil ist Rassismus und Hass die Spur der Erklärung“, sagte Kaminsky, der sich beeindruckt von der weltweiten Anteilnahme an der Trauer um die Toten äußerte: „Dafür sind wir unendlich dankbar.“

    Claus Kaminsky am Donnerstag bei einer Mahnwache in Hanau

    Claus Kaminsky am Donnerstag bei einer Mahnwache in Hanau

    Foto: Action Press
  • Generalbundesanwalt bestätigt BILD-Bericht

    Generalbundesanwalt Peter Frank hat einen BILD-Bericht bestätigt, laut dem die Bundesanwaltschaft schon im vergangenen November Kontakt mit dem Attentäter von Hanau hatte. Er habe darin Strafanzeige gegen eine unbekannte geheimdienstliche Organisation gestellt und darin zum Ausdruck gebracht, dass es eine übergreifende große Organisation gebe, die vieles beherrsche, „sich in die Gehirne der Menschen einklinkt und dort bestimmte Dinge dann abgreift, um dann das Weltgeschehen zu steuern“.

    In der Anzeige waren nach Franks Angaben keine rechtsextremistischen oder rassistischen Ausführungen enthalten. Man habe aufgrund dieses Schreibens kein Ermittlungsverfahren eingeleitet.

    Auch der Vater des mutmaßlichen Täters sei in der Vergangenheit im Kontakt mit Behörden aufgefallen, durch verschiedene Schreiben, wie Beschwerden. Der Mann sei bei der „Wohnungsöffnung“ des mutmaßlichen Täters in der Nacht zum Donnerstag angetroffen worden. Er sei aber kein Beschuldigter des Ermittlungsverfahrens, sondern im Zeugenstatus.

    Alle Hintergründe zu der Anzeige des Terroristen lesen Sie hier mit BILDplus.

    Generalbundesanwalt Peter Frank

    Generalbundesanwalt Peter Frank

    Foto: Wolfgang Kumm / dpa
  • Polizei entfernt Schriftzug in Tatort-Nähe

    In der Nähe eines Tatortes war die URL der inzwischen gelöschten Internetseite des Hanau-Terroristen auf die Wand einer Unterführung gesprüht worden. Die Polizei hat den Schriftzug inzwischen übermalt.

    Der Schriftzug wurde übermalt

    Der Schriftzug wurde übermalt

    Foto: Nicolas Armer / dpa

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